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9. OWL Integrationskongress mit 380 Vertreter von Kommunen und Gesellschaft

Zuwanderung ist eine Herausforderung für den ländlichen Raum – aber auch eine große Chance. Das ist der Tenor beim OWL-Integrationskongress gewesen. Der hat zum ersten Mal im Kreis Höxter stattgefunden – 380 geladene Gäste aus ganz Ostwestfalen-Lippe hatten sich am 23.05.2019 auf den Weg nach Marienmünster gemacht. Dabei war auch Serap Güler, Staatssekretärin für Integration im Land NRW.

Vertreter*innen aus vielen gesellschaftlichen Bereichen
Wie steht es um die Integration im ländlichen Raum? Wie können Zugewanderte am besten in Dörfern, Städten, in Vereinen und in den Arbeitsmarkt integriert werden? Wie kann der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden? Um diese und andere Fragen drehte sich der 9. OWL-Integrationskongress mit Vertreter*innen aus vielen gesellschaftlichen Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Sozialverbänden und Verwaltung. Der Kongress wurde federführend vom Kommunalen Integrationszentrum (KI) des Kreises Höxter organisiert – in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, der Bezirksregierung Detmold sowie der Initiative für Beschäftigung OWL e.V.

Ländlicher Raum ist ein Vorbild
NRW-Staatssekretärin Serap Güler betonte in ihrer Ansprache: „Integration ist eine Herausforderung – das geht nicht ohne Probleme. Doch gerade der ländliche Raum steht in vielen Bereichen für gelungene Integration. Wir können und müssen noch viel von den Menschen im ländlichen Raum lernen. Hier ist der gesellschaftliche Zusammenhalt deutlich ausgeprägter als beispielsweise in der Großstadt.“ Ergänzend fügte sie hinzu: „Wir müssen besser erklären, wer zu uns passt und wer nicht. Rassismus und Diskriminierung dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.“ Am Ende Ihrer Rede hob sie hervor: “Der gute Ruf des Kommunalen Integrationszentrums im Kreis Höxter eile diesem beispielsweise auch bis Düsseldorf voraus.“

Kreisdirektor Klaus Schumacher brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass der Kongress zum ersten Mal im Kreis Höxter abgehalten wurde und richtete das Wort an alle Gäste: „Durch Ihre tägliche Arbeit machen Sie sich hervorragend um das Zusammenleben in der Region Ostwestfalen verdient.“

Ehrenamt und Sprache ist für Integration unerlässlich
Bei einer von der freien Journalistin Melike Yasaroglu moderierten Gesprächsrunde betonte Michael Stickeln (Warburg) als Sprecher der Bürgermeister des Kreises Höxter: „Weder in Warburg – dort gab es 2015 bis zu 624 Flüchtlinge – noch im gesamten Kreis Höxter hätten wir es geschafft, wenn es nicht so viele Unterstützer vor Ort gegeben hätte.“ Frank Spannuth, Integrationsbeauftragter bei der Bezirksregierung Detmold sagte: „Sprache ist für Integration unerlässlich.“ Frau Güler erinnerte daran, dass die ersten Gastarbeiter keine Gelegenheit gehabt hätten, Deutsch zu lernen. Deutschland sollte sie daher akzeptieren, wie sie sind und wie sie leben möchten, erklärte Güler unter Applaus der Zuhörer.

Das Wir-Gefühl stärken, aber wie?  
Integration bedeute auch, nach dem „Wir-Gefühl" zu suchen. „Wir müssen uns immer wieder fragen, was das „Wir“ bedeutet. Und wir müssen uns auch immer fragen, was nicht dazu gehört", erklärte Serap Güler. Sie verwies auf den 70. Geburtstag des Grundgesetzes und die Freiheiten, die darin jedem garantiert werden. Als Beispiele nannte sie die Religions- und Meinungsfreiheit, deren Bedeutung immer wieder erklärt werden müsse.

Die Integration in Deutschland ist besser als Ihr Ruf: zwei Blickwinkel
Zwei Fachvorträge lieferten anschließend einen Blick darauf, dass die Integration in Deutschland besser ist als ihr Ruf. Aus ihrer Perspektive berichteten der Erziehungswissenschaftler und Autor des Buches „Auch Alis werden Professor“ Prof. Dr. Ahmet Toprak von der Fachhochschule Dortmund und Prof. Dr. Andreas Zick, Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung der Universität Bielefeld, über Forschungsergebnisse ihrer jeweiligen Disziplin. Für eine gelungene Integration brauche es eine Willkommenskultur, Toleranz, Zugehörigkeit, Rechte und eine Integrationsorientierung. Die Mehrheit der in Deutschland lebenden Menschen freue sich darüber, wenn sich immer mehr Migranten in Deutschland zu Hause fühlten. „Allerdings muss man auch dafür sorgen, dass sich Menschen zu Hause fühlen“, betonte Prof. Dr. Zick.

#ANGEKOMMEN - #ANGENOMMEN – Lebenswelten im ländlichen Raum
Im Verlauf des Kongresses in Marienmünster gab es Diskussionsrunden zu den Themen „Lebenswelten im ländlichen Raum“ sowie „Heimisch und doch fremd?!“.

Aus unterschiedlichen Perspektiven schilderten dabei einmal Unternehmer*innen und Rainer Vidal, Bürgermeister Stadt Nieheim ihre Erfahrungen bei der Integration neu Zugewanderter in den Arbeitsmarkt. In der zweiten Runde berichteten Zugewanderte in einem Gespräch mit Suat Yilmaz, dem Leiter der Landesweiten Koordinierungsstelle der Kommunalen Integrationszentren, über ihre Erfahrungen, Erfolge und Hindernisse sowie über ihre Lebenswelten im ländlichen Raum.

Landcafés – Was geht im ländlichen Raum? – Herausforderungen unter der Lupe
Anschließend konnten die Teilnehmer*innen in sieben so genannten »Landcafés« über die Chancen und Herausforderungen der Integration in OWL diskutieren, Erfahrungen austauschen und gemeinsam neue Ideen entwickeln. Dabei ging es unter anderem um die lokale Gestaltung von Sprachförderung, soziale Begleitung von Migranten, Chancen und Herausforderungen der Arbeitsmigration, Vernetzung und Fördermöglichkeiten, Integration durch Bildung, Interreligiösen Dialog oder die Stärkung des gesamtgesellschaftlichen Wir-Gefühls.

Gelungenes Beispiel für Integration
Für die musikalische Untermalung des Programms sorgten der Interkulturelle Chor aus Höxter und der „Pianist in den Trümmern“ Aeham Ahmad. Er erlangte internationale Bekanntheit durch seine öffentlichen Auftritte 2014 und 2015 im Flüchtlingslager Jarmuk während des Bürgerkriegs in Syrien.  

Zusammenfassung und einige Rückmeldungen zur Fachtagung
Der Großteil der Anwesenden bewerteten die Inhalte und Themen der Konferenz für die berufliche Praxis als bedeutend, wichtig und richtig. Die Konferenz habe zur Anbahnung von Kooperationen beigetragen und ermöglicht, voneinander zu lernen, sich kennenzulernen und sich zu vernetzen.

Viele Teilnehmenden bewerteten die Vorträge als praxisnah, abwechslungsreich, informativ und inhaltlich fundiert. Formuliert wurde der Wunsch nach stärkerer regionalspezifischer Anpassung der Themen. Die Akteur*innen empfinden Inhalt und Ablauf der Landcafés von den Inputgebenden und Moderierenden als sehr strukturiert, praxisnah und aktuell. Eine aktive Beteiligung der Landcaféteilnehmenden und somit ein reger kollegialer Austausch seien möglich gewesen. Die Teilnehmenden haben neue Anstöße und präventive Ansätze für die eigene berufliche Arbeit erhalten. Mit viel Applaus und Lob bedankten sich die Gäste für die gelungene Veranstaltung bei den Organisatoren und den Kooperationspartnern. Am Abend schloss sich ein öffentlicher Bürgerdialog mit Serap Güler an.

Hier können Sie die Dokumentation herunterladen:

Dokumentation Integrationskongress 2019, 1681 KB